Zum
Projekt und seinen wichtigsten Funktionen
Das
Projekt ›Wielands virtuelle Bibliothek‹ (Leitung: Prof. Dr. Dieter Martin Mitarbeiter: Clara Innocenti, M.A., und Robin Proks, M.A.), das in den Jahren 2014 bis
2016 von der Fritz Thyssen-Stiftung gefördert wurde und seitdem
punktuell weitergeführt wird, rekonstruiert die Privatbibliothek Christoph
Martin Wielands (1733–1813) und macht die darin enthaltenen Werke digital
verfügbar. Das Projekt schließt damit an die physische Rekonstruktion von
Wielands Bibliothek in auflagengleichen Exemplaren an, die seit vielen Jahren
vom Wieland-Museum Biberach verfolgt wird (vgl. Ottenbacher 2013).
Die
virtuelle Version von Wielands bedeutender Privatbibliothek, die mit CITAVI
erstellt und nach Konvertierung der Daten hier in einer frei zugänglichen Internetseite
bereitgestellt wird, beruht hauptsächlich auf dem historischen Auktionskatalog Verzeichniß der Bibliothek des verewigten Herrn Hofraths
Wieland
von 1814 [WB 1814] und auf dessen nach Verfassernamen umsortierter bibliographischer
Aufschlüsselung im Alphabetischen Verzeichnis der Wieland-Bibliothek von
Bauch und Schröder von 1993 [BS].
Die
Daten aus diesen beiden Verzeichnissen wurden in der virtuellen Bibliothek zusammengeführt,
bibliographisch verifiziert und maßgeblich erweitert. Um zugleich als
Konkordanz zu dienen, werden nicht nur die Nummern aus WB 1814 und BS,
sondern auch die Archiv-Nummer im Wieland-Museum Biberach genannt. Auf der
tabellarisch präsentierten Einstiegsseite, die Kurzansichten der einzelnen
Titel bietet und durch Anklicken des betreffenden Spaltenkopfes eine
entsprechende Sortierung ermöglicht, sind zudem die Erlöse genannt, die bei der
1815 in Weimar durchgeführten Versteigerung erzielt wurden.
Über
die in WB 1814 verzeichneten Titel hinausgehend wurden eingearbeitet:
a)
ein kleiner Bestand von ca. 60 Werken, die über Nachfahren Wielands in das
Wieland-Archiv Biberach gelangten und dort als »Bücher aus Wielands Besitz« verwahrt
werden (vgl. Ottenbacher 2013, 281 und 286f.). Die
betreffenden Titel sind in der vorliegenden Datenbank grau gerastert, um sie
optisch vom rekonstruierten Hauptbestand abzusetzen.
b)
die in den historischen Ausleihjournalen der
Herzogin Anna Amalia Bibliothek verzeichneten Ausleihen Wielands aus der
damaligen Herzoglichen Bibliothek (vgl. Schulz 2008). Die betreffenden Titel
sind in der vorliegenden Datenbank in grüner Schrift dargestellt, um sie
optisch vom rekonstruierten Hauptbestand abzusetzen.
Das
in der Tabellenansicht links stehende Vorschaubild ist mittels Mouseover-Funktion
in vergrößerter Ansicht darstellbar. Durch Anklicken des Bildes wird der
jeweilige Titel über einen externen Link in einem auflagegleichen Digitalisat aufgerufen (ersatzweise wird auf einen
Katalogeintrag verlinkt, der den Standort eines Exemplars nachweist) – die
Erwerber der originalen Exemplare sind zwar ermittelt und in der Detailansicht
genannt, der Verbleib dieser Exemplare ist aber in aller Regel unbekannt, sodass eine genauere Verzeichnung von Wielands originalen
Exemplaren nicht möglich und die Verwendung auflagengleicher Digitalisate aus unterschiedlichen Beständen die einzige
realisierbare Lösung ist.
Durch
Anklicken der Kurzansicht eines Einzeltitels wird dessen Detailansicht
eingeblendet. Neben den vollständigen bibliographischen Daten mit
standardisierten Personen- und Verlagsnamen (ein Klick auf unterstrichene Namen
führt zum entsprechenden Datensatz der Deutschen Nationalbibliothek) sowie den
Nachweisen zum Erlös und Erwerber bei der Versteigerung von 1815 ist in dieser
Detailansicht auch die Fach- und Sachklassifikation eines jeden Einzeltitels
verzeichnet.
Diese
als zentrales Anliegen des Projekts verfolgte inhaltliche Erschließung soll den
Bestand von Wielands Bibliothek zum ersten Mal differenziert recherchierbar
machen. Eine besondere Herausforderung bei der Kategorisierung bestand darin,
der Komplexität von Wielands Bibliothek als Dichter- und Gelehrtenbibliothek
gerecht zu werden und sowohl die historische Wissensordnung des
18. Jahrhunderts als auch moderne Standards der Sachklassifikation zu
berücksichtigen. Daher wurden gängige Klassifikationen miteinander verknüpft
und dort, wo es erforderlich schien, genauer ausdifferenziert (Näheres s. unter
Hilfe, dort auch zu
Recherche und Download).
Die
vorhandenen Daten werden weiter gepflegt und, je nach personellen und
zeitlichen Ressourcen, ergänzt. Nach den Erlös- und Erwerber-Daten aus der
Versteigerung von 1815 und den Nachweisen in den Weimarer Ausleihjournalen ist
beabsichtigt, weitere Hinweise auf Wielands Buchbesitz, wie sie sich aus seinen
Rezensionen im Teutschen Merkur, seinem
Briefwechsel und seinen Werken ergeben, nach und nach einzuarbeiten.
Entsprechende Hinweise, aber auch Anregungen zur Korrektur der aufgenommenen
Daten und zur Verbesserung der Präsentation, werden gerne entgegengenommen (Kontakt).
Literatur:
Verzeichniß der Bibliothek des
verewigten Herrn Hofraths Wieland, welche den 3.
April 1815 und die folgende Tage, gegen gleich baare
Bezahlung, zu Weimar öffentlich versteigert werden soll. Weimar 1814. [WB
1814]
Bauch, Klaus-P., Schröder, Maria-B.:
Alphabetisches Verzeichnis der Wieland-Bibliothek. Bearbeitet nach dem
»Verzeichnis der Bibliothek des verewigten Herrn Hofraths
Wieland. 1814«. Hannover 1993 (Schriftenreihe des Antiquariats Klaus-P. Bauch
1). [BS]
Ottenbacher, Viia: »…
daher verlor sich gar Manches wieder …« Die Rekonstruktion der Bibliothek des
Dichters Christoph Martin Wieland im Biberacher Wieland-Archiv. In:
Wieland-Studien 8 (2013), 265–287.
Schulz, Franziska: Lesen um 1800. Die Leserschaft der Herzoglichen
Bibliothek in Weimar auf der Grundlage der Ausleihbücher. In: Die große Stadt.
Das kulturhistorische Archiv von Weimar-Jena 1 (2008), T. 2, 77–96.